Robert Rebele Atelier Rebele
Robert Rebele Atelier Rebele

Robert Rebele ist mit seinem Puppen-Atelier seit 1990 im Geschäft. Für unzählige Film- und Fernsehproduktionen schuf er seine Figuren. Lernt so einer noch was bei den Kultur- und Kreativpiloten? Und ob, sprudelt der 47-Jährige im Interview los. Vor allem, dass Kreative aufhören müssen, sich als Bittsteller zu fühlen.

WENIGER STRESSEN

Robert Rebele ist mit seinem Puppen-Atelier seit 1990 im Geschäft. Für unzählige Film- und Fernsehproduktionen schuf er seine Figuren. Lernt so einer noch was bei den Kultur- und Kreativpiloten? Und ob, sprudelt der 47-Jährige im Interview los. Vor allem, dass Kreative aufhören müssen, sich als Bittsteller zu fühlen.

WENIGER STRESSEN

Hi Robert, kannst du uns kurz beschreiben, was du in deinem Atelier Rebele machst?

Robert Rebele: In meinem Atelier entstehen Puppen aller Art für Film und Fernsehen oder meine eigenen Projekte. Ich entwerfe sie, ich gestalte sie und dann erzähle ich mit ihnen Geschichten. Fertig. Eigentlich war es das.

Du hast 25 Jahre Puppen in Auftrag gebaut. Vor knapp zwei Jahren hast Du aber noch mal viel gewagt und ein eigenes Studio gegründet. Was hat dich dazu gebracht?

In den 25 Jahren habe ich unglaublich viel Wissen angesammelt. Wissen darüber, wie man am besten mit Figuren arbeitet, was Puppen und Figuren richtig gut können und was sie nicht können. Für Projekte, in denen ich als reiner Dienstleister gearbeitet habe, musste ich auch mal Dinge machen, von denen ich wusste: Das können die Figuren nicht oder eben nicht gut. Oft hätte ich mit einer kleinen Änderung optimale Ergebnisse hinbekommen – aber starre Vorgaben und strikte Zeitpläne haben das verhindert. An Filmproduktionen hängt ein Riesenapparat mit vielen Menschen dran, der kaum Flexibilität zulässt. Ich wollte mein gesammeltes Wissen dazu einsetzen, optimale Sachen zu machen. Und das geht natürlich am besten im eigenen Studio mit eigenen Projekten, die ich so gestalten kann, wie ich es mir vorstelle.

ICH HABE GELERNT, DASS MEINE ARBEITSWEISE, VON DER ICH IMMER DACHTE, SIE WÄRE NUR EIN MUNTERES HERUMDILETTIEREN, DER METHODE EFFECTUATION FOLGT.

Ein eigenes Puppenfilm-Studio – das hört sich nach noch mehr Arbeit an. Bleibt da am Ende nicht doch wieder der kreative Freiraum auf der Strecke?

Ganz im Gegenteil: Mein neues Studio ist im Vergleich zu einem üblichen Filmstudio ein kleines Studio, eben eines das für Puppenfilme gut geeignet ist. Ich habe es gerade deshalb aufgebaut, um den Druck aus der Arbeit herauszunehmen und wieder zurück zu künstlerischer Freiheit zu kommen. Vorher hatte ich Projekte, für die ich zehn Leute beschäftigt habe. Die musst du aber ganz anders durchtakten und vorplanen als kleinere Projekte. Und wenn dann etwas nicht so läuft wie gedacht, dann hast du gleich Stress. Dazu kamen administrative Dinge. Und das war nicht das, was ich eigentlich wollte. Ich wollte immer selbst gestaltend arbeiten und meine Puppen und Figuren bauen. Deshalb kommen die Leute ja auch zu mir: weil die Puppen, die ich mache, eben geil sind. Wie ich die mache, wie ich den Figuren ihren besonderen Ausdruck gebe, kann ich nicht vermitteln – jemand anderes macht einfach nicht die gleichen Puppen. Dazu kam auch, dass ich festgestellt habe: Ich verdiene mit großen Projekten keinen Cent mehr als mit kleinen. Du hast mehr Planungs- und Überwachungsaufwand, dann geht etwas schief und du musst die Leute trotzdem für ihren Aufwand weiter zahlen. Bei kleinen Aufträgen für mich und vielleicht noch einen oder zwei Mitarbeiter mehr habe ich viel weniger Stress und mache das, was mir Spaß macht. Mit dem eigenen Studio kann ich wieder meinem inneren künstlerischen Antrieb folgen und auch mal Versuche machen und zum Test ins Netz stellen, bei denen ich weiß: Das würde ein Studio zunächst niemals kaufen.

Dein Geschäft lief vorher ja sehr gut. Wie hast du es geschafft, dir die Zeit freizuschaufeln, um wieder etwas Neues zu beginnen?

In der Filmbranche ist es so, dass du schlagartig extrem viel zu tun hast, dann aber auch wieder Zeiten kommen, in denen gar nichts passiert. Im Laufe meines Geschäftslebens habe ich lernen dürfen, dass der nächste Auftrag auf jeden Fall kommt. Mit dieser Ruhe konnte ich die Zeit zwischen den Projekten wunderbar nutzen, um über neue Projekte nachzudenken oder an ihnen zu arbeiten. Ich bin aber auch grundsätzlich einer, der kopfmäßig niemals still steht und eigentlich immer am Machen und am Überlegen ist.

Hat sich das für dich trotzdem komisch angefühlt bei den Kreativpiloten – so als alter Hase im Kreis von vielen jungen und alten Wilden, die oft erst vor kurzem gegründet haben oder sogar noch kurz davor stehen?

Überhaupt nicht. Ich habe mich jedenfalls nicht als der alte Sack gefühlt. Ich glaube auch, dass ich relativ untypisch für mein Alter bin. Insofern steche ich da jetzt nicht irgendwie raus. Aber natürlich habe ich gemerkt: Da gibt es viele Geschichten, die habe ich schon hinter mir.

Inwieweit konntest Du dein Wissen in den Workshops und den Gesprächen weitergeben?

Das Tolle an den Kultur- und Kreativpiloten ist der intensive Austausch. Da habe ich aber nicht kluggeschissen, sondern selbst noch viel gelernt und Dinge in anderem Licht betrachtet. In Formaten, bei denen wir uns gegenseitig beraten haben, konnte ich sicherlich auch die eine oder andere Sache einbringen, auf die jemand, der gerade anfängt, nicht unbedingt gekommen wäre. Die ganz andere Frage ist aber, ob das überhaupt hilfreich gewesen ist. Es wäre jedenfalls vermessen, das zu behaupten. Aber ich hoffe, dass ich ein bisschen helfen konnte.

Was war für Dich das Wichtigste, das Du aus dem Jahr mit den Kultur- und Kreativpiloten mitgenommen hast?

Ich habe mein Geschäft 25 Jahre lang aufgebaut ohne einen einzigen Cent Förderung in irgendeiner Art. Bei den Kultur- und Kreativpiloten habe ich die verschiedenen Fördermöglichkeiten der Branche kennengelernt. Das wusste ich vorher nicht und empfand es als sehr wertvoll. Ich habe auch ein bisschen das Spiel mit der Politik kennengelernt. Was aber das Wichtigste für mich war: Ich habe gelernt, dass meine Arbeitsweise, von der ich immer dachte, sie wäre nur ein munteres Herumdilettieren, einer Methode folgt. Nämlich der Methode Effectuation, die Michael Faschingbauer in seinem Buch beschrieben hat. Wir Kreativpiloten durften ihn kennenlernen und ausfragen. Das war ein Wahnsinns-Augenöffner. Dadurch habe ich eine unglaubliche Selbstsicherheit bekommen und bin noch mehr als vorher schon überzeugt, dass das, was wir als Kreative machen, sinnvoll und wichtig ist. Und wir müssen auch aufhören, uns als Bittsteller zu fühlen, die gefördert werden müssen, damit sie ihr Zeug auf die Reihe kriegen. Dem ist nicht so. Wir haben einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag, der wirklich wichtig ist.