Virtual Reality Kann Mehr
Virtual Reality Kann Mehr

Du kannst mit einer Virtual Reality-Brille auf dem Sofa sitzen und Monster jagen. Oder du kannst in die Bilder von Trix eintauchen: Eine Welt, in der VR-Elemente und echte Bühne verschmelzen zu einer ganz neuen Art, gemeinsam mit anderen Geschichten zu erleben.

Virtual Reality Kann Mehr

Du kannst mit einer Virtual Reality-Brille auf dem Sofa sitzen und Monster jagen. Oder du kannst in die Bilder von Trix eintauchen: Eine Welt, in der VR-Elemente und echte Bühne verschmelzen zu einer ganz neuen Art, gemeinsam mit anderen Geschichten zu erleben.

Virtual Reality Kann Mehr

Es mag griffigere Produktbeschreibungen geben als „wir machen location-based, multi-sensory virtual reality storytelling.“ Ein besserer Begriff, sagt Maren Demant wäre „Storyliving“. Was dem Leser jetzt auch erst mal nicht weiterhilft, aber es ist ja auch ein bisschen gemein, griffige Beschreibungen einzufordern für ein Erlebnis, das viele Menschen noch gar nicht gemacht haben: Teil eines Theaterstücks zu werden, das in der virtuellen Realität spielt – in die man mit allen Sinnen eingebunden ist.

Trix heißt das Startup, das Winnie Christiansen und Maren Demant gegründet haben, als harter Kern eines locker organisierten Kollektivs von gut einem Dutzend Designern, Programmierern und Theaterleuten. Sie alle eint die Faszination für die Möglichkeiten der Virtual-Reality-Technik, die gerade einen Boom erlebt. Und deren Möglichkeiten, sagt Maren, noch nicht einmal ansatzweise ausgenutzt werden.

WENN DU IN DER VIRTUELLEN WELT AUF DEM MOUNT EVEREST STEHST UND DIR BLÄST KEIN KALTER WIND INS GESICHT, FEHLT EINFACH ETWAS.

Zwar haben viele Menschen inzwischen schon einmal eine VR-Brille aufgehabt, so wird die neueste Folge des Playstation-Horrorspielklassikers „Resident Evil“ in einer VR-Version ausgeliefert, in der die bedrohlichere Atmosphäre noch bedrohlicher, weil allumfassender wirkt. „Aber zu Hause hast du keinen großen Aktionsradius, und es fehlen dir viele Sinneseindrücke“, sagt Maren. „Wenn du in der virtuellen Welt auf dem Mount Everest stehst und dir bläst kein kalter Wind ins Gesicht, fehlt einfach etwas.“

Und oft sei auch die Story in Virtual-Reality-Anwendungen eher simpel: „In den USA kannst du die ‚Ghostbusters Experience‘ spielen, da bewegst du dich mit VR-Brille durch ein Gebäude, in dem du virtuelle Geister niedermachst. Vom Erlebnis her absolut beeindruckend, aber vom Storytelling her ist das nicht viel mehr als ein Ego-Shooter.“

Trix will tiefer gehen, echte und virtuelle Welt zu einer ganz neuen Erfahrung verzahnen. Ihr erstes Projekt „Empfänger verzogen“ ist ein Theaterstück für einen Zuschauer, pardon: Teilnehmer, der sich zusammen mit den Schauspielern auf einer vollständig möblierten Bühne bewegt. „Es gibt Passagen mit und ohne VR-Brille“, erklärt Maren. „Auf den ersten Blick stellen die Schauspieler eine ganz normale Familie dar. Aber das ist nur eine Fassade, diese Familie hat ein geheimes Problem. Und mit der VR-Brille kann der Teilnehmer in das Unterbewusstsein der Personen hineinblicken und das Problem explorieren.“ Am Ende des Stücks ist dann eine moralische Entscheidung zu treffen; „das Ganze ist gleichzeitig ein Familiendrama und eine Auseinandersetzung mit Medien und den Fassaden, die wir aufbauen.“

WIR FRAGEN UNS: WIE KANN MAN MITHILFE VON VR MENSCHEN ANDERS BEGEISTERN ALS BEI EINEM EGOSHOOTER?

Ein Jahr lang hat das Kollektiv an „Empfänger verzogen“ gearbeitet, ohne Geld, nur als künstlerischer Leidenschaft. „Und dann ist das so eingeschlagen, dass wir vor der Frage standen, wie wir jetzt eine Struktur schaffen, mit der wir Kundenaufträge abwickeln können“, sagt Maren, die im Fotografiestudium zum ersten Mal eine VR-Brille aufhatte – „zwei Semester vor dem Bachelor, als eigentlich schon alles zu spät war. Aber ich war so fasziniert, dass ich alles umgeworfen und eine Arbeit über VR geschrieben habe.“ Mitgründerin Winnie arbeitet im Bereich immersives Theater. „In unserem Team arbeiten wir an Fragen wie: Wie können wir mithilfe von VR Menschen in einem Raum zusammenbringen, wie kann man die anders begeistern als bei einem Egoshooter? Und wir glauben, dass da total schöne Geschichten möglich sind.“

Das sehen auch andere Marktteilnehmer so: Derzeit arbeitet Trix an einem neuen Projekt mit Illusion Walk. Das Berliner Startup entwickelt und baut großflächige Installationen, in denen sich Menschen mit VR-Brillen durch ganze Gebäude bewegen können, in denen ihnen eine virtuelle Welt vorgespielt wird.

Auch die Auszeichnung als Kultur- und Kreativpilot hat Maren und Winnie dabei geholfen, ihr Netzwerk auszubauen: „Wir haben bei den Kreativpiloten so viele Teams kennengelernt, mit denen wir uns jetzt bei den Workshops austauschen und zum Teil auch schon zusammenarbeiten.“ Die Produktionsfirma Schurkenstart ist dabei, die VR-Sound-Spezialisten Dear Reality und Delta Soundworks oder die virtuelle Konzertagentur Couch Festival.

Dabei bietet das Kreativpilotennetzwerk auch ganz handfeste Unterstützung. Sehr hilfreich findet Maren zum Beispiel das Format der Kollegialen Beratung, bei dem die Piloten-Teams in einem strukturierten Prozess die aktuellen Fragen und Probleme der anderen diskutieren. „Wir haben dabei wahnsinnig hilfreiche Tipps dafür bekommen, wie wir unsere lose Künstlergruppe als Unternehmen organisieren und besser im Team kommunizieren können.“ Unter anderem setzt Trix jetzt das Projektmanagement Wimi ein, eine in Frankreich entwickelte, sehr interessante Alternative zum weit verbreiteten Slack.

BEI UNSEREN NEUEN PROJEKTEN HABEN WIR EINE WESENTLICH HÖHERE SKALIERBARKEIT.

Die ersten Screening-Gespräche mit ihren Mentoren hätten ihnen sehr dabei geholfen, ihr Profil zu klären, sagt Maren. „Ein ganz wichtiger Punkt war beim ersten Screening unser Firmenname – Trix heißen wir erst seitdem. Und wir haben viel über die Optionen gesprochen, die wir jetzt haben und wie wir uns da fokussieren.“

Neben kommerziellen Projekten, bei denen zum ersten Mal auch Geld fließen wird – „nach Tagessätzen, die für jede Position im Team gleich sind“ – will Trix in diesem Jahr noch mit ihrem Theaterstück „Empfänger verzogen“ premieren. „Da steckt so viel Herzblut drin, das müssen einfach mehr Leute erleben“, sagt Maren. Geschäftlich keine leichte Aufgabe: Wer nicht vor vollem Haus spielt, sondern immer nur für einen Teilnehmer zurzeit, hat ganz andere Margen. „Über Ticketverkäufe ist das hier kaum möglich“, sagt Maren, „bei unseren neuen Projekten haben wir eine wesentlich höhere Skalierbarkeit.“