Trinkwasser ohne Brunnenbohren
Trinkwasser ohne Brunnenbohren

10 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser. Waver soll das ändern: Die schwimmende Filteranlage bereitet Flusswasser auf – ohne externe Stromversorgung.

Trinkwasser, ohne Brunnen zu bohren

10 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser. Waver soll das ändern: Die schwimmende Filteranlage bereitet Flusswasser auf – ohne externe Stromversorgung.

Trinkwasser, ohne Brunnen zu bohren

Manchmal muss man sich als Gründer*in von einer Idee verabschieden, auch wenn es schwerfällt. Für Martin Drewes war es die Idee, in jedem Fluss, jedem Bach Strom zu erzeugen, indem er ganz einfach ein Wasserrad hineinhängt. Montiert an einem Schwimmponton, der am Ufer festgebunden ist. Das ernüchternde Resultat seines Forschungsprojekt an der Hochschule Magdeburg-Stendal: So richtig effizient ist das nicht. Wird also nichts mit den kleinen Flusskraftwerken – was jetzt anfangen mit dem Wasserrad, in dessen Konstruktion er schon so viel Arbeit gesteckt hatte? Die Inspiration bekam der Maschinenbauer 2011 aus der „Sendung mit der Maus“: „Da hat Martin gesehen, wie auf der Internationalen Raumstation ISS das Schmutzwasser wieder zu Trinkwasser aufbereitet wird“, sagt seine Mitgründerin Martina Findling. „Und sein Gedanke war: Das müsste doch auch mit Flusswasser gehen.“ Die Idee zu Waver war geboren: Ein schwimmende Filteranlage, die schmutziges Oberflächenwasser abschöpft und aufbereitet. Ohne Dieselgeneratoren oder andere Energiequellen; das Wasserrad treibt eine Pumpe an, die das Flusswasser durch den Filter leitet.

Beharrlich und doch flexibel: Nicht alle Gründer*innen haben diese Eigenschaften in der richtigen Mischung. Nicht alle haben ein Gespür dafür, ob ihre geliebte Idee tot ist – oder nur eine kleine Drehung braucht. Es ist auch diese Qualität, die Martin und seinem Team den Titel “Kultur- und Kreativpiloten Deutschland” eingebracht hat.

Härtetest in Kenia

Den ersten Härtetest absolviert der Waver gerade in Kenia, wo er das Wasser eines stark verschmutzten Flusses aufbereitet. „Wir arbeiten dort mit einer Gemeinschaft von Frauen, die sich selbst versorgen, was auch heißt, Wasser über weite Strecken und Steigungen zu schleppen“, sagt Martina, die seit 2016 mit an Bord ist. „Der Waver liefert ihnen jetzt Wasser zum Trinken und für eine Feldbewässerungsanlage. Mit der Technik, die wir gerade einsetzen, kommen wir beim Output auf ein Fünftel Trinkwasser und vier Fünftel Brauchwasser.“

Die Filtertechnik in der schwimmenden Anlage ist an sich nicht neu: Sie folgt dem Prinzip der Umkehrosmose; vereinfacht gesagt wird das Wasser in mehreren Stufen durch Filtermembranen gepresst und dadurch Schritt für Schritt aufbereitet und gereinigt. Im industriellen Maßstab nutzt dieses Prinzip zum Beispiel der Stadtstaat Singapur, wo ein Teil des Leitungswassers aus gefiltertem Abwasser besteht – „Toilet to Tap“, von der Toilette zum Wasserhahn wird das Prinzip auch genannt. Klingt gewöhnungsbedürftig, das Produkt ist aber dank Hochleistungsfiltern und einer UV-Licht-Behandlung so rein, dass es sogar in der Chipherstellung verwendet wird, wo jede Kontaminierung fatal wäre.

Der Waver ist nicht für High-Tech-Umgebungen gebaut, sagt Martina, „unser erstes Anwendungsszenario ist die Katastrophen- und Entwicklungshilfe.“ Heißt: Die Anlagen müssen leicht zu transportieren, zu montieren und zu warten sein. Und die verbaute Technik muss robust sein. „Natürliche Gewässer führen nicht immer gleich viel Wasser und fließen nicht immer mit derselben Geschwindigkeit“, sagt Martina. „Das führt dazu, dass die Filter reißen. Das gleiche wir aus mit einer Pulsationsminderungsanlage, die Martin entwickelt hat. Sie sorgt dafür, dass das Wasser immer konstant durch die Anlage strömt.“

Härtetest in Kenia

Den ersten Härtetest absolviert der Waver gerade in Kenia, wo er das Wasser eines stark verschmutzten Flusses aufbereitet. „Wir arbeiten dort mit einer Gemeinschaft von Frauen, die sich selbst versorgen, was auch heißt, Wasser über weite Strecken und Steigungen zu schleppen“, sagt Martina, die seit 2016 mit an Bord ist. „Der Waver liefert ihnen jetzt Wasser zum Trinken und für eine Feldbewässerungsanlage. Mit der Technik, die wir gerade einsetzen, kommen wir beim Output auf ein Fünftel Trinkwasser und vier Fünftel Brauchwasser.“

Die Filtertechnik in der schwimmenden Anlage ist an sich nicht neu: Sie folgt dem Prinzip der Umkehrosmose; vereinfacht gesagt wird das Wasser in mehreren Stufen durch Filtermembranen gepresst und dadurch Schritt für Schritt aufbereitet und gereinigt. Im industriellen Maßstab nutzt dieses Prinzip zum Beispiel der Stadtstaat Singapur, wo ein Teil des Leitungswassers aus gefiltertem Abwasser besteht – „Toilet to Tap“, von der Toilette zum Wasserhahn wird das Prinzip auch genannt. Klingt gewöhnungsbedürftig, das Produkt ist aber dank Hochleistungsfiltern und einer UV-Licht-Behandlung so rein, dass es sogar in der Chipherstellung verwendet wird, wo jede Kontaminierung fatal wäre.

Der Waver ist nicht für High-Tech-Umgebungen gebaut, sagt Martina, „unser erstes Anwendungsszenario ist die Katastrophen- und Entwicklungshilfe.“ Heißt: Die Anlagen müssen leicht zu transportieren, zu montieren und zu warten sein. Und die verbaute Technik muss robust sein. „Natürliche Gewässer führen nicht immer gleich viel Wasser und fließen nicht immer mit derselben Geschwindigkeit“, sagt Martina. „Das führt dazu, dass die Filter reißen. Das gleiche wir aus mit einer Pulsationsminderungsanlage, die Martin entwickelt hat. Sie sorgt dafür, dass das Wasser immer konstant durch die Anlage strömt.“

Einfachheit ist oberstes Gebot

Die Pulsationsminderung ist der Kern der Anlage – und des Patents, das Inflotec, wie die drei ihr Startup genannt haben, auf dessen Art der Wasseraufbereitung angemeldet hat. Nur ein Teil der Entwicklungsarbeit, die das Team in den letzten Jahren geleistet hat. „Ich habe in meiner Masterarbeit die ganze Konstruktion noch einmal nach ergonomischen Gesichtspunkten überarbeitet“, sagt Industriedesigner Martin Deutscher. „Bevor ich dazukam, brauchte man zwei Leute, um die Anlage zu bedienen und zu warten. Jetzt kann das auch ein Mensch alleine.“ Martin führte auch andere praktische Neuerungen ein, zum Beispiel eine Bauweise ohne von außen sichtbare Schrauben – für den Diebstahlschutz. Ein anderes wichtiges Merkmal der inzwischen drei Waver-Modelle ist die Modulbauweise: „Die Teile klicken einfach ineinander, das macht Aufbau und Reparaturen schnell und einfach.“

Wer noch nie technische Produkte für die Katastrophen- und Entwicklungshilfe entwickelt hat, unterschätzt leicht den Aufwand: Was hierzulande einfach funktioniert, muss woanders auf ein völlig neues Fundament gestellt werden. Zum Beispiel die Ersatzteilversorgung. „Unser Ziel ist es, auf Materialien zu setzen, die überall verfügbar sind und vor Ort schnell beschafft werden können“, sagt Martina.

Nur eines der vielen Themen, mit denen sich Inflotec beschäftigt. „Wir schauen uns zum Beispiel gerade eine andere Aufbereitungstechnik an, die Ultrafiltration“, sagt Martina. „Damit könnten wir den Trinkwasseranteil auf 100 Prozent erhöhen.“ Ein anderes Thema: Meerwasserentsalzung. „Da denken wir im ersten Schritt an Hochseesegler, die immer wieder Häfen anlaufen müssen.“ Aber auch Küstenländer könnten Abnehmer für Entsalzungs-Waver sein. „Bisher haben wir die Technik so weit, dass wir Brackwasser aufbereiten können, also ein Gemisch aus Süß- und Salzwasser“, sagt Martin. Ein mögliches Geschäftsfeld ist auch die Versorgung von Öko-Siedlungen, die sich selbst mit Trinkwasser versorgen wollen.

Wo ist das Geschäftsmodell?

Bei so vielen Themen und Möglichkeiten verzetteln sich Gründer*innen leicht. „Viele Fragen haben wir uns erst gestellt, als wir uns als ‚Kultur- und Kreativpiloten Deutschland‘ beworben haben. Schon im Bewerbungsgespräch haben wir den wertvollen Tipp bekommen, schon bei der Produktentwicklung eng mit den künftigen Kund*innen zusammenzuarbeiten, in unserem Fall Entwicklungshilfeorganisationen, das hat uns Klarheit gebracht“, sagt Martina. In den Workshops ging es dann viel um die Frage nach dem Geschäftsmodell: „Wir haben ja nicht eines, wir haben viele“, sagt die Betriebswirtin. „Und da gibt es so viel zu klären: Wer sind die Kunden, wer die Abnehmer? Das ist ja nicht immer identisch.“ Und die Frage aller Fragen: Wie kalkuliert Ihr eure Preise? Was kostet das Wasser vor Ort, wie bildet sich das in eurem Geschäftsmodell ab?

„Das berührt einen heiklen Punkt. Trinkwasser ist ein Geschäft, und du machst dir nicht nur Freunde, wenn du in Entwicklungsländer gehst und das auf einmal für 0,2 Cent pro Liter anbietest“ Auch deswegen sei Inflotec lange „unter dem Radar geflogen“. Als Startup, dass aus dem üblichen Spektrum heraussticht, wurden sie als eines von 32 Unternehmen von der Bundesregierung ausgezeichnet. Durch intensive Begleitung von Mentoren und das Feedback, der anderen Titelträger*innen werden völlig neue Perspektiven der Unternehmung erfahren. Inzwischen aber sind sich die drei so sicher, dass sie ihre Technik und ihre Position verteidigen können, dass sie auch die Außenwirkung des Kultur- und Kreativpiloten-Titels nutzen wollen.