Ein Jahr Kultur- und Kreativpiloten mit hannsjana
Ein Jahr Kultur- und Kreativpiloten mit hannsjana

hannsjana wurden im 2016 als Kultur- und Kreativpiloten ausgezeichnet. Hier berichtet Katharina Siemann davon, wie das so ist, ein Kultur- und Kreativpilot zu sein.

Ein Jahr Kultur- und Kreativpiloten mit hannsjana

hannsjana wurden im 2016 als Kultur- und Kreativpiloten ausgezeichnet. Hier berichtet Katharina Siemann davon, wie das so ist, ein Kultur- und Kreativpilot zu sein.

Ein Jahr Kultur- und Kreativpiloten mit hannsjana

Als interdisziplinäres Künstlerinnenkollektiv haben sich „hannsjana“ auf die Produktion von Audiotouren spezialisiert. 2016 wurden sie als Kultur- und Kreativpiloten ausgezeichnet und haben seitdem z.B. mit den Kreativpiloten von Bluespots Productions kooperiert. Hier erzählt euch Katharina Siemann von ihrem ersten Jahr als Kreativpilotin.

Was mit uns als Kultur- und Kreativpilotinnen geschieht, merken wir erst jetzt, nach acht Monaten im Programm. Nach drei Screenings, bei denen sich unsere Coaches in Einzeltreffen mit unserem Unternehmen, unseren Problemen und Zielen befasst haben und nach drei Workshops, während denen wir uns für mehrere Tage mit anderen kreativen Unternehmer*innen austauschen konnten, verschiebt sich plötzlich etwas in der Realität, transformieren sich Ideen zu Handlungen.

Letzten Sommer haben wir die Entscheidung gefällt, uns zu bewerben. Am Ende unseres Studiums und eher steuerlich notgedrungen, hatten wir uns kurz zuvor gegründet. Wir wollten lernen, wie wir für unser Recht einstehen können, für Arbeit bezahlt zu werden. Das mag absurd klingen, aber als Künstlerinnen wurde unsere Arbeit als vermeintliche Chance oder als Selbstverwirklichung deklariert, womit sich eine Bezahlung erübrigen sollte. Es wurde uns als Habgier ausgelegt, dass wir Projekte ablehnten, die nicht finanziert wurden. Das sollte sich bei den Kultur- und Kreativpiloten ändern.

Im Auswahlverfahren haben sich Mitarbeiter*innen des u-instituts und externe Expert*innen mit uns über unser Unternehmen unterhalten. Dieser Nachmittag, an dem wir noch nicht wussten, dass es klappen würde, war schon erstaunlich hilfreich. Unsere Gesprächspartner*innen haben uns bestärkt, uns aber auch auf offensichtliche Schwachstellen hingewiesen.

Als es im Herbst losging, brachte die Öffentlichkeitsarbeit für die Preisverleihung – übrigens eine gute Gelegenheit, um die Eltern zu überzeugen – mit sich, dass wir Material über uns produzieren mussten: Unternehmensbeschreibungen, Ziele, professionelle Fotos; ein Aufwand, den wir zu lang vor uns hergeschoben hatten, da er sich nicht mit der Umsetzung konkreter Projekte beschäftigt, sondern „nur“ mit uns.

Um uns ging es dann auch im ersten Screening. Wer macht was, wie ist die Arbeit verteilt, wie entlohnen wir uns selber und: ist das fair? Wieviel Geld müssen wir verlangen, um davon leben zu können, mit welchen Angeboten nehmen wir uns selber aus? Wie verhandelt man? Ein paar Monate später, während des zweiten Screenings ging es dann darum, wie wir zu neuen Auftraggeber*innen kommen und wie wir herausfinden können, was diese Auftraggeber*innen von uns eigentlich wollen. Verunsichert sind wir ins dritte Screening gegangen, weil wir einige Projekte wegen schlechter Bezahlung abgesagt hatten und wir nun ohne Aufträge dastanden. Diese Unsicherheit auszuhalten, hat sich als sinnvoll erwiesen. Kurze Zeit später haben sich neue, lukrativere Projekte ergeben, und ein Kulturförderungsantrag wurde bewilligt. Was sich erst jetzt einstellt, ist die Erkenntnis, dass wir für die Akquise viel mehr Zeit investieren müssen und dass unsere Unternehmensstruktur nicht die effizienteste ist, weshalb wir uns gerade neu strukturieren um unternehmerischer planen zu können.

Anfangs unterschätzt und jetzt am wertvollsten, sind für uns die Kontakte, die wir zu anderen Kultur- und Kreativpilot*innen geknüpft haben. Die Qualität der Beratung, die wir uns untereinander geben können, hat sich im Laufe der Workshops gesteigert. Wir wurden direkter, ehrlicher und gezielter. Zunächst noch als fester Programmpunkt installiert, haben wir im letzten Workshop jede Gelegenheit genutzt, um uns zu beraten, auszutauschen und auch konkret um Hilfe zu fragen. Auch künstlerische Kollaborationen mit ehemaligen Kultur- und Kreativpilot*innen stehen an und der eine oder andere Auftrag kam durch das aktive Netz des u-instituts zustande.

Wir sind Künstlerinnen und finden es ungerecht, wie schlecht wir bezahlt werden. Diese anfängliche Feststellung – der Grund unserer Bewerbung – steht noch immer, wurde aber um einige Handlungsoptionen erweitert. Denn wir sind auch Unternehmerinnen, die reichlich zu bieten haben. Wir finden es weiterhin nicht akzeptabel, von anderen ausgebeutet zu werden, bemerken jetzt aber, wenn wir uns selber schaden und wie befreiend ein klares „Nein“ ist. Wir schämen uns nicht mehr zu verlangen, was wir haben wollen und ergreifen nun tatsächlich Schritte, um von unserer Arbeit leben zu können. Einigen unangenehmen Fragen stellen wir uns erst jetzt, viele sind noch unbearbeitet, aber wir wissen uns bestärkt in dem, was wir machen.

Text:Katharina Siemann

Bilder: William Veder und Kathrin Heller