Antoniya Ivanova Chance Of Rain
Antoniya Ivanova Chance Of Rain

Frauen, die „Chance of Rain“ von Antoniya Ivanova tragen, wissen: Man kann auch gut aussehen, wenn man im strömenden Regen Rad fährt. Im Interview spricht die Designerin, die 2015 zur Kultur- und Kreativpilotin ausgezeichnet wurde, über das Gründen und warum sie als Chefin eines Mode-Labels ihre Webseite selbst gebaut hat.

SEID FLEXIBEL

Frauen, die „Chance of Rain“ von Antoniya Ivanova tragen, wissen: Man kann auch gut aussehen, wenn man im strömenden Regen Rad fährt. Im Interview spricht die Designerin, die 2015 zur Kultur- und Kreativpilotin ausgezeichnet wurde, über das Gründen und warum sie als Chefin eines Mode-Labels ihre Webseite selbst gebaut hat.

SEID FLEXIBEL

Antoniya, du bist ja mit deinem Label „Chance of Rain“ schon seit 2011 im Geschäft. Was sind die wichtigsten Learnings aus deinem bisherigen Berufsleben?

Antoniya Ivanova: Am besten ihr gründet nicht alleine, sondern zusammen mit mehreren Leuten. Die sollten möglichst das können, was ihr nicht so gut könnt: zum Beispiel Sales, Marketing oder Buchhaltung. Ich würde zu Anfang auch immer dazu raten, nicht euren Hauptjob aufzugeben. Es ist nämlich eine schwierige Aufgabe, das richtige Maß an Risiko für Fortschritt zu finden. Und damit man auch dann nicht komplett untergeht, wenn es nicht beim ersten Anlauf klappt, ist es wichtig, noch Geld zu verdienen. Ich rate auch ganz klar dazu, viel zu netzwerken. Insbesondere auch mit Menschen, von denen man zuerst nicht denken würde, dass sie einen in der eigenen Arbeit weiterbringen. Mich haben verschiedenste Perspektiven und Denkweisen immer wieder auf neue Gedanken gebracht und inspiriert. Besonders deutlich wurde das auf den Workshops mit den Kultur- und Kreativpiloten: Da kommen 32 Unternehmen zusammen und alle sind unterschiedlich. Es herrschte eine großartige und inspirierende Atmosphäre. Es ist also wichtig, möglichst offen zu sein für andere Einflüsse. Ich musste auch lernen, dass die altbekannte Grundregel „Es dauert immer länger als man denkt“ leider vollkommen stimmt. Vor allem, wenn man alleine gründet. Dann muss man alles selbst machen.

Du hast ja damals alleine gegründet. Wie bist du vorgegangen?

Ich habe Wirtschaft in Sofia und dann Modedesign in San Franzisco studiert und kann dadurch glücklicherweise beides: kreativ arbeiten und Pflichtaufgaben, wie Buchhaltung. Dazu habe ich auch eine Ahnung von Marketing und Graphikdesign. Aber das kreative Arbeiten an meinen Kollektionen macht mir am meisten Spaß. Daher habe ich mir schnell einen Buchhalter und eine PR-Agentur gesucht – und auch Leute, die mir helfen, die Prototypen meiner Jacken und Mäntel zu produzieren. Was überschaubar ist, versuche ich sehr viel selbst zu machen. Das spart Geld. Ich habe beispielsweise meine Webseite selbst designt und gebaut. So schaffe ich mir zeitliche und finanzielle Freiräume, in denen ich kreativ arbeiten kann.

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Wie läuft bei dir denn so ein kreativer Prozess ab?

Ich habe zwei Mal im Jahr eine Fotoproduktion für die neue Kollektion und bis dahin müssen die Prototypen fertig sein. Der grobe Zeitrahmen ist also festgelegt. Typischerweise fange ich mit einem Brainstorming an: Was habe ich bisher getan? Was möchte ich Neues machen? Welche Kleidungsstücke kann ich mit neuen Features noch weiter verbessern? Denn darauf kommt es bei funktioneller Kleidung, wie meiner Kollektion, an. Die ersten Ideen entwickele ich dann Schritt für Schritt um intelligente Details weiter. Das ist alles in allem ein langwieriger Prozess.

Hast Du einen Trick, wie du den kreativen Prozess beginnst oder eine bestimmte Arbeitsumgebung, die dir hilft?

Ich mache Yoga und meditiere zum Beispiel. Und neue Modelle denke ich mir auch nicht unbedingt im Büro oder in meinem Atelier aus, sondern oft auf Reisen. Wenn ich etwas sehe, was mich inspiriert, fange ich automatisch an, mir neue Entwürfe auszudenken. Mir scheinen 30 Grad und Sonnenschein jedenfalls sehr beim Denken zu helfen. Ende letzten Jahres war ich etwa länger in Griechenland.

Hattest Du den Gedanken, dein Label im Süden Europas zu gründen?

Nein, ich liebe Berlin. Ich bin extra aus Paris gekommen, wo ich nach San Franzisco für ein Haute Couture-Haus gearbeitet habe. Aus zwei Gründen: Erstens, weil Paris zu teuer war für das, was ich vorhatte und zweitens weil Berlin selbst auch inspiriert. Es gibt unheimlich viele Veranstaltungen für Gründer und Interessierte. Außerdem heißt mein Label ja „Chance of Rain“ – da brauche ich ab und zu schon ein bisschen Regen.

Du bist allein für Chance of Rain nach Berlin gezogen?

Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was wichtig ist. Aber um erfolgreich zu gründen, muss man vor allem flexibel sein. Für mich bedeutete das, nach Berlin umzuziehen. Ich wollte zu dem Zeitpunkt aber Paris ohnehin verlassen, daher passte das schon sehr gut. Seid einfach mit Leidenschaft dabei und habt keine Angst vor Veränderungen – dann funktioniert vieles wie von selbst.