NICHT GRÜBELN
NICHT GRÜBELN

Seit zwei Jahren ist Milena Glimbovski Geschäftsführerin des Supermarktes Original Unverpackt. Im Interview mit dem Kreativpilotenmagazin erinnert sich die Unternehmerin daran, wie alles begann und zieht eine kleine Bilanz.

NICHT GRÜBELN

Seit zwei Jahren ist Milena Glimbovski Geschäftsführerin des Supermarktes Original Unverpackt. Im Interview mit dem Kreativpilotenmagazin erinnert sich die Unternehmerin daran, wie alles begann und zieht eine kleine Bilanz.

NICHT GRÜBELN

Wie haben deine Freunde und deine Familie reagiert, als du sie damals zum ersten Mal mit deiner Idee zu Original Unverpackt konfrontiert hast?

Die waren alle sehr interessiert und aufgeschlossen. Aber das war bei uns ja auch nicht die Nummer: Ich breche die Uni ab, plündere das Konto und mache morgen den Laden auf. Zuerst war Original Unverpackt eher eine theoretische Idee. Wir haben gesagt: Ok, schreiben wir einen Businessplan und schauen, ob das funktionieren kann und dann, wohin sich das entwickelt. Wir waren ja die ersten mit dem Konzept eines Supermarktes, der vollkommen ohne Verpackungen auskommt. Da muss man sich schon gut überlegen, wie man die Idee vermitteln kann.

Das war euer erster Schritt. Warum ist ja sagen und einfach machen besser als nein sagen?

Weil man sich sonst immer fragen wird: Was wäre, wenn? Und wenn man Dinge einfach ausprobiert und sie nicht geklappt haben, weiß man wenigstens, dass man es beim nächsten Mal auf jeden Fall anders machen sollte. Sich zu lange mit Grübeln und Nachdenken aufhalten und dann nichts zu machen, kann es ja auch nicht sein, oder?

Inwieweit hat Dich das Kreativpilotenjahr beim „einfach machen“ unterstützt?

Unsere Mentoren haben uns damals den Rat gegeben, lean zu starten, also erstmal klein anzufangen und Feedback einzuholen. Anders wäre es wohl auch nicht klug gewesen. Es hat jedenfalls funktioniert. Sehr cool ist auch, dass ich noch zu vielen Leuten von den Kreativpiloten Kontakt habe. Und es kommen durch die jährliche Titelverleihung immer neue dazu. Teilweise arbeite ich mit Piloten zusammen, wir tauschen uns aus und bauen uns gegenseitig auf. Das ganze Netzwerk unterstützt.

NUR WEIL MAN SCHLECHT IN MATHE WAR, HEISST DAS NICHT, DASS MAN KEINE GUTE FINANZPLANUNG UND BUCHHALTUNG MACHEN KANN.

Ja sagen ist zwar toll, bringt aber eben auch viel Arbeit – woran außer am Terminkalender merkst Du, dass Du an deine Grenze gekommen bist?

Wenn ich nicht aufspringe und denke: ‚Geil, Montagmorgen endlich! ‘ sondern: ‚Oh man, das Wochenende hätte jetzt eigentlich gut noch ein paar Tage länger dauern können‘, ist das ein sicheres Zeichen, dass etwas faul ist. Dann muss man etwas ändern. Glücklicherweise hatte ich das seit Jahren nicht mehr. Ich kann mir gar nicht vorstellen, keinen Bock auf meine Arbeit zu haben.

Erst Original Unverpackt, dann dein Kalenderbuch Ein guter Plan, nebenbei hast Du einer Freundin geholfen, die Erstlingsbox zu entwickeln – wann und wo hast Du die besten Ideen?

Hmmm. Ich kann auf jeden Fall sagen, wie keine guten Ideen entstehen: indem man wild anfängt zu brainstormen, was die Welt wohl brauchen könnte. Oh! Eine weitere App oder Dienstleistung, wie das Zimmer aufräumen oder die Hemden bügeln, was sonst die Mutter erledigt hat. Das ist ziemlich lame. Was immer gut ist: neugierig und mit offenen Augen durch den Alltag gehen und spüren, welche Dinge einen stören oder man gerne hätte. Denn das sind reale Konflikte oder Bedürfnisse. Darüber sollte man dann nachdenken und überlegen, ob eine Geschäftsidee daraus entstehen kann. Was auch schlecht ist, nur des Geldes wegen ein Unternehmen zu gründen: Da fehlt oft die Langzeitmotivation. Meiner Meinung nach sollten Geschäftsideen, die keinen sozialen oder ökologischen Mehrwert haben, sowieso gar nicht weiterverfolgt werden dürfen. Da geht es ausschließlich um die Vermehrung von Kapital, das finde ich unmoralisch.

Wie überlebt man als Unternehmerin?

Noch nicht ganz zum Start, aber im Laufe des ersten Jahres Original Unverpackt habe ich mir beigebracht, wirklich immer zwei Tage die Woche frei zu haben. Das müssen nicht immer Samstag und Sonntag sein, aber eben nur fünf Arbeitstage. In denen können es dann aber auch schnell mal 60 Stunden werden. Und: Ich pflege Hobbys, Interessen und Freunde außerhalb meines eigenen Berufsfeldes.

Welche drei Fertigkeiten müssen Unternehmer aus der Kreativbranche mitbringen, um erfolgreich sein zu können?

Kein Perfektionist sein und endlos planen oder überlegen, sondern einfach mal machen. Klein anfangen können, und sich dann Schritt für Schritt hocharbeiten. Ständig dran bleiben, immer bereit sein, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Ein vierte Fertigkeit habe ich noch: Sich auch nach Brüchen und Fehlschlägen noch motivieren zu können.

Wir möchten gerne dein flammendes Plädoyer für die allseits geliebte Buchhaltung hören!

Es ist supersuperwichtig, dass Gründerinnen und Unternehmer ihre eigene Finanzplanung machen und ihre Zahlen verstehen! Sich auf einen externen Experten zu verlassen, kann sehr gefährlich werden. Davon abgesehen: Wer nicht weiß, was sein Produkt oder die Dienstleitung und der Service drum herum kostet und wert ist, sollte es lieber gleich lassen. Und übrigens: Nur weil man schlecht in Mathe war, heißt das nicht, dass man keine gute Finanzplanung und Buchhaltung machen kann. Matheunterricht ist davon so weit entfernt wie die Serie Big-Bang-Theory von echten Raketen bauen. Das kann jeder, wenn er will.

Bitte vervollständige den folgenden Satz: Einen Kreativpiloten erkennst Du vor allem daran…

dass er Probleme als Herausforderungen betrachtet und kreative Lösungen findet.